Neurofeedback und Biofeedback
Was ist Biofeedback? Was ist Neurofeedback? Und wo ist der Unterschied?
Grundsätzlich versteht man unter Biofeedback die Rückmeldung körperlicher Prozesse. Diese können zum Beispiel Herz-, Muskel-, oder Atemaktivität umfassen. Eine spezielle Form des Biofeedbacks, bei dem Gehirnaktivität rückgemeldet wird, ist das sogenannte „Neurofeedback“ .
Warum Bio-/Neurofeedback?
Unsere körperlichen Prozesse werden überwiegend durch das autonome Nervensystem reguliert, ohne dass uns dies im Alltag bewusst wird. Grob kann man dabei in sympathische und parasympathische Regulation unterscheiden: der Sympathikus, oft auch als „fight-or flight“-System bezeichnet, hilft uns zum Beispiel, uns auf Aktivitätssteigerung vorzubereiten und uns bei Aktivität zu unterstützen (schnellerer Herzschlag und bessere Durchblutung der Muskulatur, etc.); der Parasympathikus („rest-and-digest“) hingegen überwiegt in Ruhephasen, sodass diejenigen körperlichen Prozesse aktiv werden, die wir für die Regeneration benötigen (z.B. erhöhte Darmperistaltik für die Verdauung). Dass diese Prozesse größtenteils unbewusst ablaufen, ist evolutionär sinnvoll, denn wenn wir uns in etwa rund um die Uhr auf sämtliche Muskelgruppen konzentrieren müssten, die für die Ein-und Ausatmung nötig sind, hätten wir keine kognitiven Ressourcen mehr, um uns auf die Nahrungsaufnahme zu konzentrieren. Neben dieser „akuten“ Regulation passiert aber auch oft eine „langsame“ Adaption von Körperprozessen. In den allermeisten Fällen weiß unser Körper genau, was wir brauchen, und stellt uns optimal auf sämtliche Lebenssituationen und -Phasen ein. Problematisch wird es allerdings, wenn es unser Körper „zu gut“ mit uns meint und Regulationen vornimmt, die „über das Ziel hinaus“ gehen: wir „dekompensieren“. Ein Beispiel hierfür wäre die ausgeprägte Arachnophobie (Angst vor Spinnen) – denn obwohl diese Angst evolutionär Sinn macht (da sich unsere Vorfahren vor giftigen Tieren schützen mussten, und so die Angst zur Flucht aufforderte), verspüren manche Menschen auch heute noch selbst beim Anblick von nur kleinen Hausspinnen starke Panikattacken, die rational nicht erklärbar sind. Bio- bzw. Neurofeedback zielen darauf ab, uns diese unbewussten Prozesse zugänglich zu machen, sodass wir selbst lernen, dekompensierte und potentiell schädliche Muster zu überwinden.
Wie funktioniert Bio-/Neurofeedback?
Wie schafft man es aber nun durch Bio-/Neurofeedback, Herr über unbewusste Körperprozesse zu werden? Am Anfang einer typischen Behandlung steht die Problemanalyse. Hierbei wird ermittelt, welcher körperliche Prozess behandelt werden soll. Bei chronischen Schmerzen z.B. können dies Muskelgruppen sein, die ständig angespannt sind und so Probleme bereiten; bei ADHS wären es dahingegen Gehirnaktivität in den vorderen Bereichen des Gehirns. Nach Ermittlung des „Zielorgans“ erfolgt dann die Auswahl einer geeigneten Messapparatur, die die jeweiligen Prozesse objektiv zu erfassen. So gibt es zur Messung von Muskelspannung spezifische Elektroden, die den Spannungszustand darstellen können („Elektromyographie“ oder kurz EMG); zur Messung von Gehirnaktivität werden sogenannte EEG-Elektroden („Elektroenzephalographie“) verwendet. Mit unserem Neurofeedbackgerät können wir diese Messungen live auf einen Computer übertragen. Dann erfolgt der dritte und eigentliche Herzteil jeder Bio-/Neurofeedbackbehandlung: Mittels spezifischer Software wird der aktuelle Wert des körperlichen Prozesses auf einem Bildschirm visualisiert, vor dem der Patient sitzt. Das kann man am einfachsten anhand eines Beispiels nachvollziehen: Der aktuelle Wert der Muskelspannung kann in etwa als Geschwindigkeit eines Autos dargestellt werden. Der Patient sitzt also vor einem Bildschirm, auf dem ein fahrendes Auto gezeigt wird. Je stärker die Muskeln angespannt sind, desto schneller fährt das Auto. Wenn das Behandlungsziel ist, die Muskeln zu entspannen, so erhält der Patient die Aufgabe, „zu machen“, dass das Auto langsamer fährt. Übersetzt hieße das also, dass die Muskeln entspannt werden sollen. Der Patient kann dann sofort sehen, ob seine Entspannungsversuche erfolgreich sind, denn dann fährt das Auto ja langsamer. Das elegante an dieser Methode ist, dass die Sensoren hochsensibel sind und so auch kleinste Veränderungen in der Muskelspannung detektiert werden können, bevor sie bewusst werden. So erhält der Patient ständig „Feedback“ darüber, welche Techniken zum gewünschten Ergebnis führen. So erreichen es viele Patienten schon nach einig Sitzungen, auch dauerhaft zu lernen, das gewünschte Verhalten aufrecht zu erhalten.
Für wen ist Bio-/Neurofeedback geeignet?
Eine Auswahl von Krankheitsbildern, die erfolgreich mit Bio-/Neurofeedback behandelt
wurden, umfassen:
- Angsterkrankungen
- Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
- Chronische Schmerzen / Fatiguesyndrom
- Depression
- Posttraumatische Belastungsstörungen
- Peak Performance-Training
- Schlafstörungen
- Suchterkrankungen
Was wir bieten:
In unserer Praxis arbeiten wir mit dem Atlantis 4-Kanal EEG Neurofeedback-System. Damit
können wir Ihnen folgende Leistungen anbieten:
- SMR-Training
- Beta-Training
- Theta/Beta-Ratiotraining
- Z-Werte-Verfahren (1-4 Kanal)
- ISF (Infra-Slow-Fluctuations)
- Frequenzbandtraining
- SCP-Training
- Biofeedback (Hautwiderstand, Temperatur und Herzratenvaribilität)
- Alpha-Theta-Training
- Kohärenz-Synchronizitätstraining
Wer bezahlt?
In unserer ergotherapeutischen Praxis kann ein Bio-/Neurofeedbacktraining über ein Rezept
z.B. über sensomotorisch-perzeptive oder psychisch funktioneller Behandlung von der
Krankenkasse (gesetzlich / privat) übernommen werden. Damit können die Leistungen, die
unter dem Punkt „Was wir bieten“, in Anspruch genommen werden.
Darüber hinaus bieten wir Ihnen auch die Möglichkeit, sich privat von einer Psychologin (Marlene Tahedl, M.Sc. Psychologie, siehe unten unter dem Punkt „Was uns am Herzen liegt“) über die
wissenschaftlichen Hintergründe von Bio-/Neurofeedback aus Sicht der Gehirnforschung
beraten zu lassen. Ein gutes Verständnis von der Behandlungsmethode erhöht
erfahrungsgemäß die Motivation des Behandelten und trägt so zu einem größeren
Behandlungserfolg bei. Gerne können Sie sich zusammen mit ihr auch ein eigens auf Sie
zugeschnittenes Trainingsprogramm für Bio-/Neurofeedback ausarbeiten. Kommen Sie
gerne auf uns zu oder melden Sie sich direkt bei ihr unter [email protected].
Was uns am Herzen liegt...
In unserer Praxis legen wir hohen Wert auf die Qualität unserer Bio-
/Neurofeedbackbehandlungen. Deshalb arbeiten wir eng mit einer Master-Psychologin
zusammen: Marlene Tahedl hat in Regensburg Psychologie studiert und arbeitet aktuell an
der Beendigung ihrer Dissertation, in der sie sich auf Gehirnforschung spezialisiert
(„fortgeschrittene Techniken der Bildgebung für neurologische Diagnostik“). In der Arbeit zu
ihrer Promotion traf ihre Aufmerksamkeit auf Neurofeedback, an dessen Erforschung und
Weiterentwicklung sie seither interessiert ist. Sie können in unserer Praxis unmittelbar zur
Verbesserung von Bio-/Neurofeedbackbehandlungen beitragen, in dem Sie mit Ihrem
Einverständnis Ihre Daten in anonymisierter Form zur Verwendung für wissenschaftliche
Zwecke weiter geben. Dies ist natürlich völlig freiwillig und ohne jede Auswirkung auf Ihre
Behandlung. Für nähere Informationen kommen Sie gerne auf uns zu.